Jörg Haider - Verlierer und Gewinner zugleich

Wie Thomas Maurer in einem vor der Wahl veröffentlichten Kommentar richtig festgestellt hat, ist Jörg Haider einer der großen Verlierer dieses Wahlsonntags. Denn HC Strache hat gezeigt, dass es nicht der Person Haiders bedarf, um ein gutes Ergebnis für die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) einzufahren. Gegenüber der Nationalratswahl 2002 konnte die FPÖ trotz der Abspaltung des Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) leichte Gewinne von etwa einem Prozent der Wählerstimmen verbuchen - ganz ohne Dr. Haider, welcher diesmal für das BZÖ trommelte. Die Konklusion: Nicht das "außergewöhnliche Talent" Jörg Haiders, wie Thomas Maurer schrieb, sondern ganz einfach die platten ausländer- und EU-kritischen Parolen, die dieser zu bringen pflegte, sind am Erfolg der FPÖ schuld. Mit ähnlichen Parolen gelingt es auch einem "von Charisma und Begabung unbelasteten" HC Strache, das für diese Politik empfängliche Wählerpublikum anzusprechen. 

Andererseits ist Jörg Haider aber auch Gewinner der Nationalratswahl 2006. Denn sieht man sich die Ergebnisse der einzelnen Bundesländer an, so stellt man (mit Erstaunen?) fest, dass das BZÖ in keinem einzigen Bundesland die Vier-Prozent-Marke zum Einzug in den Nationalrat überschritten hätte. Wirklich in keinem einzigen Bundesland? Nein, denn in einem kleinen, aber widerspenstigen Bundesland im äußersten Süden Österreichs hat das BZÖ beinahe ein Viertel der Stimmen bekommen. Die Rede ist natürlich vom Bundesland Kärnten, dessen Landeshauptmann Jörg Haider seit 1998 (wieder) ist. Somit sind die nach den Ergebnissen dieses Wahlsonntags guten Aussichten, dass das BZÖ den Einzug in den Nationalrat schafft, wohl hauptsächlich der Person Jörg Haider zuzuschreiben, der in Kärnten mit seiner Truppe ja eine Art "Separatwahlkampf" geführt hat. Wurde andernorts Peter Westenthaler mit dem lausigen Slogan "Mut gewinnt!" plakatiert, sah man in Kärnten Plakate mit Jörg Haider und Getreuen in volkstümlichem Gewande, auf denen das Motto der Musketiere zu lesen war: "Einer für alle - alle für einen!" Auch auf dem Wahlzettel stand groß "Die Freiheitlichen in Kärnten - Liste Jörg Haider - BZÖ" anstelle dem andernorts üblichen "Die Freiheitlichen - Liste Westenthaler - BZÖ". 

Jörg Haider hat also wieder einmal gezeigt, dass die "Marke" Haider nach wie vor zieht.

Aber auch die Marke FPÖ zieht nach wie vor. Und angesichts der bevorstehenden Großen Koalition ist nicht zu erwarten, dass sich dies in absehbarer Zeit ändern wird.

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