Wenn Freiwilliges zur Pflicht wird...

Heute las ich im science.orf.at, dass früher (vor langer, laaaanger Zeit) an den Unis Prüfungen nicht Teil des Curriculums waren, sondern freiwillig abgelegt werden durften und man sogar extra Geld dafür zahlen musste. Prüfungen dienten als Serviceleistung, damit die Studierenden sehen konnten, ob sie den Stoff verstanden hatten. Dass sich das so entwickelt hat, wie es jetzt ist, dass Prüfungen eigentlich die Hauptsache im Studium ausmachen, mag verschiedene Gründe haben. Die erste Theorie, die mir einfiel: Die Gesellschaft erachtete das Bestehen von Prüfungen für so wichtig, es wurden geprüfte Hochschulabsolventen so stark gegenüber ungeprüften bevorzugt, dass bald alle Studierenden Prüfungen machten bzw. es zum guten Ton gehörte und dann schließlich fixer Bestandteil des Studiums wurde, weil man nun der Meinung war, dass ein Studium ohne Prüfungen nichts wert sei. Eine andere Theorie, die mir dann eingefallen ist: Es könnte auch sein, dass manche Absolventen "gepfuscht" haben und daher die Universitäten die Prüfungspflicht als qualitätssichernde Maßnahme einführten, weil sie um ihren Ruf fürchteten. Freilich könnte man es aber auch so erklären, dass früher einfach viel weniger Leute studierten. Würde man heute die Studierenden ungeprüft durchlassen, wäre fast jeder Akademiker. Die Prüfungen wurden daher eingeführt, um eine Selektion durchzuführen bzw. das Niveau der Absolventen zu heben.

Jedenfalls habe ich bei der Analyse dieses Sachverhalts auch an ein ganz anderes Thema denken müssen: Pränataldiagnostik. Dank der modernen Medizin können manche Behinderungen schon vor der Geburt erkannt werden. In der Regel darf die werdende Mutter entscheiden, ob eine Untersuchung durchgeführt werden soll. Wenn ja, darf sie auch bei positivem Befund (= krank) entscheiden, ob das Kind auf die Welt gebracht werden soll. Kritiker dieser "liberalen Eugenik" wenden ein, dass der gesellschaftliche Druck abzutreiben so stark sein könnte, dass letzten Endes Frauen, die behinderte Kinder geboren haben, ausgegrenzt werden könnten. Zieht man eine Analogie zu meiner ersten Theorie über die Entstehung der Prüfungspflicht, so könnte das in weiterer Folge bedeuten, dass irgendwann den Frauen die Entscheidungsfreiheit genommen würde und sie abtreiben müssten. Angesichts dieser Vorstellung wäre es wohl besser, die Pränataldiagnostik würde nicht mehr eingesetzt...

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