Das Medizinstudium

Niemand hat jemals besser erklärt, worum es im Medizinstudium geht, als unser Rektor Magnifizenz Prof. Dr. Wolfgang Schütz heute abend bei einer Podiumsdiskussion auf der MedSuccess: Im alten Studienplan (nach dem ich studiere) geht es darum, enzyklopädisches Wissen zu erwerben. Das heißt: Wenn man liest, dass österreichische Medizin-Absolventen in Norwegen als "wandelnde Lexika" bezeichnet werden, dann ist das nicht bloß ein Scherz oder Zufall - nein, es ist gewollt. Das Studium zielt tatsächlich darauf ab, die Menschen zu lebendigen Nachschlagewerken zu machen. Dies bedeutet: Man muss den Stoff jeder Prüfung so lernen, dass man bei Erwähnung eines Stichworts alles sagen kann, was einem dazu einfällt, so als ob man Wikipedia wäre.

Im neuen Studienplan, meinte Rektor Schütz, ginge es hingegen eher darum zu lernen, wo man nachschlagen kann, wenn man etwas nicht weiß, und um die Praxis. Ich glaube, der neue Studienplan stellt wesentlich geringere Anforderungen als der, nach dem ich studiere. "Wo man nachschaut", das lernt man doch in fünf Minuten... (http://de.wikipedia.org/, http://www.pubmed.gov/, das war's.) Dafür braucht man eigentlich kein Studium. Und trotzdem bekommen die Absolventen des neuen Studienplans denselben Titel wie wir, obwohl ihr Studium offiziell ein Diplomstudium ist, während unseres als vollwertiges Doktoratsstudium gilt.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

The Demoscene

Digital Art Natives

Autobiographical Sketch