Reform der Medizinerausbildung

Auf der Website der Zeitung "Die Presse" findet sich ein Artikel mit dem Titel "FPÖ fordert Reform der Medizinerausbildung":

http://diepresse.com/home/bildung/universitaet/710153/FPOe-fordert-Reform-der-Medizinerausbildung?_vl_backlink=%2Fhome%2Fbildung%2Funiversitaet%2Findex.do

Grundsätzlich ist zu sagen: In diesem Artikel wird Martin Graf zitiert. Graf ist Jurist, nicht Mediziner. Er kann also nur aus der Perspektive des Patienten sprechen. Ob die Ideen, die Graf ausspricht, möglicherweise tatsächlich von einem Mediziner stammen, weiß ich nicht.

Die Forderung nach Veröffentlichung der Bedarfs-Studie ist okay.

Abschaffung des Turnus: Das ist keineswegs eine neue Idee. Das wird bereits seit längerem diskutiert und wird wahrscheinlich auch in einigen Jahren umgesetzt werden. Es gibt aber auch Gegenstimmen. Auf die Details werde ich jetzt nicht eingehen.

Die Facharztausbildung unmittelbar nach dem Studium anzufangen, ist auch in Österreich möglich. Jedoch ziehen die meisten Spitäler, welche Fachärzte ausbilden, Leute vor, die bereits den Turnus zum praktischen Arzt absolviert haben. Deswegen ist der Turnus de facto Standard-Ausbildung. Eine große Ausnahme sind Universitätskliniken (AKH). Dort gibt es viele Assistenzärzte, die noch keinen Turnus gemacht haben. Das mag zum einen daran liegen, dass es dort auch um wissenschaftliches Arbeiten geht und man hineinkommen kann, wenn man etwa während des Studiums eine Dissertation angefertigt hat. Zudem sind am AKH Beziehungen von entscheidender Bedeutung. Von den ehemaligen Studienkollegen, die ich kenne, welche jetzt am AKH arbeiten, sind viele Kinder von Universitätsprofessoren und anderen wichtigen Persönlichkeiten.

Wie Graf mit seinen Forderungen die Wartezeiten auf den Turnus bzw. die Facharztausbildung verkürzen möchte, ist mir schleierhaft.

Zugangsbeschränkungen sind keineswegs unsinnig, selbst wenn es mehr Medizinstudenten braucht. Denn nicht jeder erfüllt die Voraussetzungen für das Studium bzw. den Arztberuf.

Die Wiedereinführung des Herkunftlandprinzips (Konsequenz: nur deutsche Studenten, die den Numerus clausus erfüllten, dürften in Österreich studieren) ist ein Thema, über das man grundsätzlich diskutieren könnte. Jedoch gebe ich zu bedenken, dass in den Eignungstests für Medizinische Studiengänge in den letzten Jahren deutsche Studienanwärter überdurchschnittlich gut abgeschnitten haben. Diese Leute haben zwar den NC nicht erfüllt, aber sind offenbar doch nicht ganz unbegabt. Das zeigt, dass die Kriterien in den Herkunftsländern, nach denen bestimmt wird, wer Medizin studieren darf, möglicherweise unsinnig sind. Stellt sich also die Frage, ob Österreich so sozial-liberal veranlagt sein soll, dass es diesen "Underachievern" aus aller Welt ein Studium ermöglicht, oder ob man national-egoistisch sein und diese Missstände Probleme der Herkunftsländer sein lassen will.

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