Pressekonferenz über Begabtenförderung

Ich war heute bei einer Pressekonferenz, die mit Begabtenförderung oder, wie es heute modern ist zu sagen, Begabungsförderung zu tun hatte. Dabei waren der bekannte Physiker Prof. Zeilinger sowie mehrere Bildungswissenschaftler bzw. Didaktiker aus In- und Ausland. Diese Pressekonferenz fand anlässlich eines Symposiums statt, das heute abend beginnen wird.

Am interessantesten fand ich Prof. Zeilingers Bemerkung, dass ein guter Lehrer zwei Voraussetzungen erfüllen müsse: Er müsse von seinem Fach begeistert sein und seine Schüler ernstnehmen. Auch wenn der Lehrer den Schülern gegenüber zynisch sei, sei das immerhin besser, als würde er nur seinen Stoff vortragen und die Schüler gar nicht beachten.

Am Ende der Diskussion meldete ich mich und schilderte meine Erfahrungen als Student, der ein sehr guter Schüler gewesen war und laut Intelligenztest nachweislich hochbegabt ist. Ich erklärte, dass meine Leistungen die Professoren im Medizinstudium anscheiend nicht interessierten und Prof. Hengstschläger in seinem Buch "Die Durchschnittsfalle" sogar geschrieben hat, er würde einen Studenten auslachen, wenn er ihm sagte, er hätte einen so und so hohen IQ, denn der IQ sei eine konstante Größe und werde nicht durch all das Lernen und Experimentieren, das in einem Studium erforderlich sei, beeinflusst - wozu habe der Student es dann jahrelang getan? Meine Wortmeldung stieß im Podium auf großes Interesse, und Prof. Zeilinger meinte, er werde bei Gelegenheit Prof. Hengstschläger darauf ansprechen. Er (Zeilinger) selbst habe aber als Maturant einen IQ-Test und einen Gedächtnistest gemacht, und der Psychologiestudent, der die Auswertung vornahm, meinte, seine Antworten wären gar nicht auswertbar. Bei seiner eigenen Initiative zur Förderung begabter und naturwissenschaftlich interessierter Schüler spielt auch der IQ keine Rolle, sondern die Auswahl erfolgt subjektiv aufgrund einer schriftlichen Bewerbung, in der die Schüler über ihre besonderen Interessen und Aktivitäten erzählen sollen.

Laut der Bildungswissenschaftlerin Prof. Weigand sei es jedenfalls der aktuelle Trend, nicht nur laut IQ-Test hochbegabte Kinder und Jugendliche zu fördern, sondern alle. Nur laut IQ-Test hochbegabte Kinder zu fördern wäre ungerecht. Zudem wäre der IQ-Test kulturgebunden und würde auch nur die kognitive Begabung messen. Wichtig sei es, dass sich die Kinder nicht nur selbst verwirklichen wollen, sondern auch Verantwortung für andere übernehmen.

Prof. Renzulli aus Connecticut meinte zudem in seinem Statement, neben "giftedness" wäre auch "creativity" und "task commitment" entscheidend, um Hochleistungen hervorzubringen. Unter "giftedness" verstehe er zudem nicht nur Intelligenz, sondern auch andere Begabungen, etwa auf ästhetischem Gebiet.

Im Anschluss habe ich mich noch mit einigen der Vortragenden und auch mit anderen Gästen unterhalten.

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