Was ich aus heutiger Sicht anders gemacht hätte

Welchen Rat würde ich jemandem geben, der gerade Matura gemacht hat, damit er nicht die gleichen Fehler begeht wie ich?

Vor allem den einen: nicht falsche Erwartungen von der Universität, aber auch nicht von sich selbst zu haben. Ich hatte zu Beginn meines Studiums geglaubt, dass der Bedarf an begabten Leuten groß sei, und mich berufen gefühlt, in die Wissenschaft zu gehen. In Wirklichkeit interessieren sich die meisten Universitätsmitarbeiter nicht sonderlich für begabte Studierende. Ich täte Unrecht, wenn ich hier generalisierte, denn es gab schon zu Beginn meines Medizinstudiums etwa einen Professor der Medizinischen Chemie, dem ich in der Vorlesung durch gute fachliche Kenntnisse auffiel und der mir dann den Ratschlag gab, das Studium möglichst schnell hinter mich zu bringen, weil ich mich dann mit den Dingen wissenschaftlich beschäftigen könne, die mich interessieren. Er grüßte mich auch freundlich, wenn wir einander auf der Straße begegneten, und fragte mich manchmal nach meinem Wohlbefinden. Auch war er nicht der Einzige, es gab auch Professoren der Physik und der Biologie, die mich für gut hielten. Aber so, wie ich es erhofft hatte, nämlich, dass man gleich im ersten Semester eingeladen würde, an Forschungsprojekten mitzuarbeiten, war es nicht. Insgesamt überwiegt bei Professoren jedenfalls die Missmut über schlampige und schlechte Studierende, und man tut besser daran, in diesem Sinne nicht negativ aufzufallen.

Auf der anderen Seite sollte man sich auch nicht zu einseitig auf ein bestimmtes Ziel versteifen, zu dem man sich berufen fühlt, sondern nach allen Seiten offen bleiben und auch an sich selbst denken. Eine Portion Realismus mag ebenfalls nicht schaden - nicht jeder Hochschulabsolvent wird Forscher, man kann sich nicht immer aussuchen, was man beruflich tun will, und überhaupt kann im Leben alles anders kommen, als man es geplant hat.

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