Lohnt sich ein Studium überhaupt?

In meiner Familie hieß es früher, dass es besser sei, Akademiker zu sein, als Arbeiter zu sein. Das möchte ich aus heutiger Sicht aufgrund meiner Erfahrungen im Studium relativieren. Wenn ich erst jetzt Matura gemacht hätte und vor der Wahl stünde, würde ich aufgrund meines Wissens über die Frustrationen und Probleme, die man als Medizinstudent durchstehen muss, mich nicht wieder für ein Medizinstudium entscheiden. Das Informatikstudium fand ich hingegen leicht, aber im Prinzip weitgehend überflüssig; denn das, was in der Praxis als Software-Entwickler gebraucht wird (und die meisten Informatiker arbeiten als Software-Entwickler, auch wenn manche ursprünglich vorhatten, in die Forschung zu gehen), habe ich mir unabhängig vom Studium, zum Teil sogar vor dem Studium selbst beigebracht. An der Uni habe ich fast nur Theorie gelernt. Diese hat mich zwar durchaus sehr interessiert, aber für die Praxis ist sie eigentlich wenig relevant.

Insgesamt hat ein Studium meiner Meinung nach nur einen einzigen Vorteil: Es bringt einem gesellschaftliche Anerkennung. Aber zu welchem Preis? Sowohl körperlich als auch seelisch und - entgegen allen Unkenrufen - sogar finanziell stellt es eine gewaltige Belastung dar. Ich musste fast die ganzen Studienjahre hindurch Studiengebühren zahlen; außerdem waren die Lehrbücher für das Medizinstudium nicht gerade billig. Insgesamt habe ich sicher 12.000 Euro für mein Studium aufwenden müssen, wenn nicht sogar mehr. Und das in Österreich, wo die Studiengebühren noch relativ niedrig sind! Allerdings möchte ich anmerken, dass, wie mir durch die Summer School bekannt ist, an der ich im Jahre 2003 teilgenommen habe, an amerikanischen Unis wie Harvard die Studierenden sämtliche Lernunterlagen von den Unis zur Verfügung gestellt bekommen; ihr Preis ist bereits in den Studiengebühren inkludiert. So gesehen, ist das Medizinstudium in den USA wahrscheinlich nicht viel teurer als hier in Österreich.

Was das Einkommen betrifft: Als gelernter Arbeiter (Handwerker) kann man durchaus gut verdienen, zum Teil sogar mehr als als Akademiker. Sogar ein Arzt verdient meines Wissens anfangs nur rund 1.200 Euro im Monat. So gesehen, ist es wirklich fraglich, ob sich ein Studium überhaupt lohnt.

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