Physik für Mediziner

Heute hatte ich Gelegenheit, das Lehrbuch der Medizinischen Physik von Adolf Friedrich Fercher aus meinem Studium durchzublättern; es war Stoff der Prüfung über Physik, die ich im 1. Semester (also vor mehr als 11 Jahren) gemacht habe, und umfasste rund 1000 Seiten. Dass die Physik in unserem Studium einen derart hohen Stellenwert gehabt hat, ist eigentlich erstaunlich; denn in der ärztlichen Praxis spielen diese Kenntnisse kaum eine Rolle, und im neuen, stärker an der ärztlichen Praxis orientierten Studienplan Medizin wird deswegen auch fast nichts mehr über Physik gelehrt.

Auf mich wirkte das Ganze jedenfalls wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Das ganze Buch war im Stil sehr technisch gehalten, äußerst sachlich und nüchtern, überhaupt nicht didaktisch aufbereitet - keine farblichen Hervorhebungen, keine Merkkästchen (lediglich kurze Zusammenfassungen an den Kapitelenden), kurz: überhaupt nichts, was heutige Lehrbücher so auszeichnet.

In weiterer Folge ist mir bewusst geworden, dass in unserem Studium zeitweise von uns verlangt wurde, mehr oder weniger Tag und Nacht zu lernen, und wie absurd das doch eigentlich ist. Erfolg hatten hauptsächlich solche Studierende, die bereit waren, auf jegliche Freizeitaktivitäten und sonstige Interessen zu verzichten und ihre ganze Zeit dem Studium zu widmen. Ob das wirklich die Besten waren, die da durchkamen? Spielt es überhaupt eine Rolle, ob jemand zu den Besten gehört? Immerhin ist die Qualität eines Studierenden doch subjektiv zu betrachten. Etwas Zeit konnte man sich jedenfalls nur ersparen, wenn man bereits über sehr gute Vorkenntnisse verfügte.

Der Studienplan, nach dem ich studierte, stammte jedenfalls aus dem Jahr 1978. 2002 wurde der neue Studienplan eingeführt. Vielleicht war der alte Studienplan tatsächlich für die Bedürfnisse der Geburtsjahrgänge 1960 bis 1970 geeignet. Aber die Zeiten haben sich geändert. Heute gibt es viel mehr Möglichkeiten, Dinge zu erfahren und zu lernen. Man lernt nicht mehr nur in der Schule und an der Universität. Wenn das Studium aber einen zwingt, den ganzen Tag nur das zu lernen, was im Studium verlangt wird, dann ist das nicht zeitgemäß.

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