Stress

Im Medizinstudium lernt man, dass negativer Stress (Disstress) eine der größten Gefahren für die Gesundheit darstellt. Negativer Stress schwächt das Immunsystem und macht anfälliger für Infektionskrankheiten, seelische Störungen und sogar Krebs.

Ich habe festgestellt, dass ich mich hauptsächlich dadurch stresse, dass ich im Internet Diskussionen starte oder öffentliche Äußerungen tätige, die dazu führen, dass ich von anderen Menschen angegriffen werde. Die meisten Angriffe entbehren jeglicher Grundlage, aber man muss auf jeden einzelnen Angriff reagieren und klarstellen, dass man falsch verstanden wurde oder einem etwas in den Mund gelegt wurde, das man gar nicht gesagt hat. Das verursacht Stress.

Im Studium hatte ich einen Kollegen, der sich sehr wenig mit anderen Menschen abgab. Zu seinen Gesprächspartnern zählten lediglich ich und einige weitere Studienkollegen. Er wirkte stets gut gelaunt und nie gestresst. Dieser Studienkollege hat sein Medizinstudium in nur sieben Semestern hinter sich gebracht. Für die Zeit nach dem Studium hat er einen Beruf angestrebt, in dem man möglichst wenig Kontakt zu Patienten hat: den Beruf des Gerichtsmediziners. Wie ich weiß, ist es ihm tatsächlich gelungen, diesen Weg einzuschlagen: Heute arbeitet er als Gerichtsmediziner. Ich nehme an, er ist im Großen und Ganzen glücklich. Direkten Kontakt habe ich freilich nicht mehr zu ihm, so dass ich über sein Wohlbefinden nur eine Vermutung anstellen kann.

Es wäre wohl gut, sich diesen Mann zum Vorbild zu nehmen: lieber wenige soziale Kontakte, die aber angenehm sind, als viele soziale Kontakte, von denen einige Stress verursachen. Und selbst weniger nach Anerkennung und öffentlicher Wahrnehmung streben, sondern sein Glück eher im Privaten suchen. Das scheint mir das Vernünftigste zu sein, um den Stress-Pegel abbauen und ein gutes Leben führen zu können.

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