Begabung und Macht

Begabte Menschen hätten es an sich nicht schwer, sich das Wissen anzueignen, das man braucht, um die Welt einigermaßen zu verstehen und selbst einigermaßen gut durchs Leben zu kommen. Die Schulzeit könnten Begabte in weit geringerer Zeit absolvieren als derzeit vorgesehen, wenn es erlaubt wäre. Das Hauptproblem der Begabten ist jedoch, dass es in der realen Welt viele Unbegabte gibt, die aber Machtpositionen inne haben, und an deren Denkweise, so merkwürdig sie auch sein mag, man sich zu einem gewissen Grad anpassen muss, wenn man im Leben wirklich Erfolg haben will.

Das wirklich Dumme ist, dass man im voraus nie wissen kann, an wen man im Laufe seiner Karriere geraten wird. Es bestehen Tausende Möglichkeiten, dass man irgendwann, irgendwo irgendetwas sagt, womit man irgendwann, möglicherweise sogar Jahrzehnte später bei irgendjemand Mächtigem aneckt und woraus einem dann ein Nachteil erwächst.

Die einfache Lösung "shut the fuck up" ist jedoch unbefriedigend. Viele seelische Konflikte begabter Menschen resultieren daraus, dass es diesen begabten Menschen eben nicht möglich ist zu sagen, was sie denken. Im Extremfall landen solche Menschen dann auf der Psychiatrie.

Sicherlich mag das nicht nur Begabte betreffen, sondern es mögen auch Unbegabte ähnliche Probleme haben. Bei Begabten liegen aber häufig Merkmale wie ein erhöhter Gerechtigkeitssinn vor, die Unbegabte in geringerem Ausmaß plagen; das ist der Grund, warum Begabte, die über kein Ventil verfügen, häufig psychisch zusammenbrechen.

Ich bin der Meinung, dass Begabte das Recht haben, selbstbewusst zu sein, und dass es ihnen auch zusteht, die Meinung zu vertreten, dass an Ungerechtigkeiten eben diejenigen schuld sind, die ihre Machtstellung ausnützen, und keineswegs die Leidtragenden sich irgendwelche Vorwürfe zu machen haben.

Warum sollte man gemäß echter Sklavenmentalität den Fehler immer bei sich selbst suchen? Warum sollte die Meinung irgendeines Vorgesetzten (oder auch eines Kollegen) mehr zählen als das, was man selbst denkt? Warum sollte ein gesundes Selbstbewusstsein etwas Schlechtes sein? Ich habe ja auch bereits in diesem Blog erklärt, warum ich der Meinung bin, dass Altruismus (Selbstlosigkeit) in Wahrheit ein Zeichen menschlicher Unreife ist.

Das oft beschriebene "nach unten Treten und nach oben Buckeln" ist ja nicht gerade ein Zeichen hoher sozialer Kompetenz. Ich finde auch, dass jemand, der jahrelang als Untergebener seelische Qualen erdulden musste, keineswegs das Recht hat, sich später, als Vorgesetzter, an seinen Untergebenen abzureagieren.

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