Sozialismus

Ich frage mich immer wieder, was eigentlich am "linken" Gedankengut menschenfreundlicher sein soll als am "rechten". Ich vermute sogar, dass viele, die sich selbst als "links" bezeichnen, schlichtweg naiv sind und gar nicht wissen, was das eigentlich ist.

Mein Anlass, darüber nachzudenken, war der folgende Gedankengang: Ich habe mich gefragt, wie es eigentlich zu verstehen ist, wenn ein Hochintelligenter (ein Mensa-Mitglied beispielsweise) sagt, er sei ein schlechter Schüler gewesen. Ich bin selbst Sohn einer Lehrerin, und durch meine Mutter habe ich immer die Anschauung vermittelt bekommen, dass Hochintelligente sogar verpflichtet seien, in der Schule gut zu sein. Wer begabt ist, aber keine Spitzenleistungen erbringt, der sei asozial. Bei Dummen könne man schlechte Leistungen tolerieren, sie können es halt nicht besser, aber bei Gescheiten nicht. So gesehen, müsste ein Mensa-Mitglied, das von sich selbst sagt, dass es ein schlechter Schüler ist, dadurch doch ausdrücken, dass es asozial war. Oder aber es hat vielleicht zufälliger Weise einen hohen Wert im IQ-Test erzielt, ist in Wirklichkeit aber gar nicht so intelligent, wie es zu sein glaubt. Schließlich messen IQ-Tests ja auch nur einen Teil der intellektuellen Fähigkeiten eines Menschen.

Das ist keineswegs meine Privatmeinung oder die Privatmeinung meiner Mutter, sondern so denken an sich alle Pflichtschullehrer hier in Wien. Worauf ist das zurückzuführen? In Österreich ist das Pflichtschulwesen Landessache. Und in Wien regiert schon seit Jahrzehnten die sozialistische Partei. Ergo ist anzunehmen, dass die von mir soeben geschilderte Denkweise in der Tat die Meinung der sozialistischen Partei ist.

Ist es wirklich menschenfreundlich, wenn man Begabte als asozial abstempelt, wenn sie nicht die von ihnen geforderten Leistungen erbringen?

Wenn sich jemand nicht für die Schule interessiert, kann das alle möglichen Gründe haben. Vielleicht hat die Person einfach andere Interessen. Das muss auch aus volkswirtschaftlicher Sicht gar nicht negativ sein. Vieles lässt sich beruflich verwerten, nicht unbedingt nur das, was man in der Schule lernt.

Ganz ehrlich, was ist daran menschenfreundlich, alle zu Leistungen zu zwingen und diejenigen, die das nicht wollen, als asozial zu bezeichnen? Warum wirft man den "Rechten" vor, Menschen auszugrenzen, wo man es doch offensichtlich selbst tut?

Im Sozialismus ist jeder verpflichtet, nach seinen Fähigkeiten zu arbeiten. Ist das wirklich menschenfreundlich? Warum sollte nicht jeder selbst entscheiden dürfen, wie viel seiner Zeit und Energie er bereit ist, in die Arbeit zu investieren?

Was ist am Sozialismus menschenfreundlich?

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