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Liberalismus und Religiosität

Der Zusammenhang zwischen der politischen Einstellung und der Religion eines Menschen ist sicherlich ein interessantes Thema für die empirische Sozialforschung. Ich bin aber weder Sozio- noch Politologe und werde deswegen nur einige theoretische und teilweise eher subjektive Überlegungen anstellen. Zudem werde ich mich auf die politische Richtung des Liberalismus beschränken, weil ich hauptsächlich Menschen kenne, die dieser Denktradition nahe stehen. Den Begriff Liberalismus habe ich bereits in [1] definiert, ergo werde ich dies an dieser Stelle nicht nochmals tun. Ich bitte daher den geneigten Leser, kurz meinen früheren Artikel anzulesen, bevor er mit diesem Artikel fortsetzt. Ich machte im Laufe der Jahre die Erfahrung, dass manche Liberale keineswegs Religionen gegenüber grundsätzlich skeptisch und so "freidenkerisch" eingestellt sind, wie ich es bin. Das war für mich interessant, denn ich hatte Anderes angenommen. Im folgenden Text werde ich darlegen, worin meiner Vermu

Nationalismus und Patriotismus

Nationalismus und Patriotismus sind Begriffe, die in der politischen Diskussion häufig verwendet, aber sehr oft falsch verstanden werden. Ich werde beide Begriffe in diesem Artikel definieren, also bitte ich, in jedem Fall weiterzulesen. Dennoch möchte ich zuerst mit einer Anekdote aus meinem Leben anfangen. Unsere Geschichtelehrerin am Gymnasium, ihrer Selbstbezeichnung nach "konservativ", vertrat die Meinung, Nationalismus sei schlecht, Patriotismus aber gut. Da ich in der Schulzeit ja als besonders gescheit galt, glaubte sie, dass ich ihre Meinung teile, und fragte mich daher vor der ganzen Klasse: "Claus, bist du Nationalist?" Ich verneinte. Die Lehrerin: "Gut. Aber bist du Patriot?" Ich sagte ebenfalls nein. Da war sie enttäuscht und meinte: "Naja, vielleicht bist du in dieser Beziehung anders." Der Grund aber, warum ich beide Fragen verneinte, war, dass sie die Begriffe falsch definiert hatte. Nationalismus ist in erster Linie die Liebe zum

Der Pfad des Freaks

Wenn man jung ist, dann verbringt man mehr oder weniger viel Zeit damit, Fähigkeiten und Kenntnisse zu erwerben, die man später im Leben brauchen könnte. Wer das nicht tut, der bekommt später im Leben die Rechnung für seine Faulheit oder Dummheit bezahlt. Das habe ich erst heute wieder erkannt, als uns auf der Straße ein Handwerker ansprach, weil er für uns eine Dienstleistung verrichten wollte. Ich bin froh, nicht auf solche Weise meinen Lebensunterhalt bestreiten zu müssen. Bei mir war es so, dass es mir nicht schwer fiel, das, was in der Schule gelehrt wurde, ordentlich zu erlernen. So blieb viel Zeit für andere Aktivitäten. Und ich nutzte diese Zeit, um über den Stoff der Schule hinaus Kenntnisse zu erwerben. Vor allem auf dem Gebiet der Computerei, weil diese mich besonders interessierte. Als Achtjähriger begann ich schon, mir die Programmierung in BASIC mit Hilfe von Listings aus Computerzeitschriften selbst beizubringen. Als Elfjähriger kamen dann Assembler und C hinzu. Mit 14 w

Auslese der Begabten

Eine Aufgabe des Schulwesens, neben vielen anderen, ist es auch, Begabungen zu erkennen und sozusagen "die Spreu vom Weizen zu trennen", also die weniger Begabten frühzeitig auszusondern und den höher Begabten den Weg zu einem Hochschulstudium zu ebnen. Dass das mitunter etwas brutal sein kann, liegt auf der Hand. Im folgenden Artikel möchte ich primär nicht über laut IQ-Test Hochbegabte schreiben; zu diesem Thema habe ich mich in diesem Blog sowie im "Intelligenzmagazin" ja bereits öfter geäußert. Diesmal geht es eher um durch die Schule identifizierte "Begabte" (ob die Begabung derart ausgeprägt ist, dass man von einer Hochbegabung sprechen könnte, und welchen Intelligenzquotienten diese Leute haben, ist sekundär) und die Problematik dieser Auslese. Zunächst einmal sei festgehalten: Auch wenn sich progressive Strömungen innerhalb der Bildungspolitik häufig gegen Selektion aussprechen, wird in unserem Schulsystem nach wie vor eine solche durchgeführt. Wen

Strebertum

Ich wurde auch manchmal als Streber bezeichnet. Aber eher an der Uni. In der Schulzeit weniger. Eigentlich kann ich mich überhaupt nicht erinnern, dieses Wort während meiner Schulzeit gehört zu haben. Ich wurde eher "deutsch" erzogen. Deutsche sind leistungsorientiert. Wichtig sind ihnen vor allem messbare Leistungen, wie Schulnoten und Rekordzeiten beim 100-Meter-Lauf. Österreicher sind anders. Sie sind eher harmoniebedürftig. Ihnen kommt es vor allem auf ein gutes Zusammenleben an.

Ein Beispiel für die "Tiefe des Denkens"

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Im Zusammenhang mit meinem gestrigen Artikel über die "Qualität des Denkens" möchte ich eine Aufgabe bringen, die verdeutlicht, was ich mit der "Tiefe des Denkens" meinte. Die Quelle der Aufgabe ist ein fremder Blog, der unter der Adresse http://blog.tanyakhovanova.com/?p=182 erreichbar ist. Ich erlaube mir, die Aufgabe aus jenem Blog hier zu zitieren. Vielen Dank an Landei für den Link! Die Aufgabe ist vom Typ "Which is the odd one out?". Es ist also jenes Symbol zu identifizieren, das aus der Reihe tanzt. Dabei handelt es sich um eines der folgenden Symbole: Nun, welches ist es? Wenn man das Ganze nur oberflächlich betrachtet, wird einem vielleicht ein Symbol sofort ins Auge fallen. Wer aber jetzt sagt: "Das ist es!", der wird möglicherweise auf dem Holzweg sein. Nur wenn man sich Zeit nimmt, sich etwas gründlicher mit der Aufgabe zu beschäftigen, wird man erkennen, welche die einzig richtige Lösung ist, und auch logisch begründen  können, war

Politik und Schule

Als ich vor einigen Jahren die Biografien zweier Ärzte las, die unter anderem zur Zeit der Weimarer Republik lebten und damals die Schulbank drückten, war ich erstaunt, dass sie so viel über die politische Gesinnung ihrer einzelnen Lehrer Bescheid wussten. Anscheinend war es damals noch nicht verboten, an öffentlichen Schulen parteipolitische Stellungnahmen zu verbreiten. Bei uns äußerten sich die Lehrer selten offen über Politik, aber man konnte im Laufe der Jahre schon einige Dinge in Erfahrung bringen: Unsere Englischlehrerin gehörte dem linksgrünen Spektrum an, engagierte sich in ihrer Freizeit für Umweltschutzorganisationen und Amnesty International. Unser Lateinlehrer war ein erzkonservativer Monarchist. Die Deutsch- und Französischlehrerin hatte sich in ihrer Jugend bei den "Freiheitlichen" (Deutschnationalen) engagiert und später der Sozialdemokratie zugewandt. Die Geschichtelehrerin bezeichnete sich selbst als "konservativ". Der Physiklehrer war in der &quo